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Odenwaldkreis hofft auf Geld für Digitalisierung von Schulen – Odenwald-Dialog zu aktuellem Thema – Schulleiterin: Lehrerausbildung ändern

Der Odenwaldkreis setzt weiter auf den Digitalpakt für Schulen. „Wenn es eine Einigung in Berlin gibt, hat es keinen Sinn, hunderte elektronische Tafeln zu kaufen und diese anschließend nach Schülerzahlen an die Schulen zu verteilen“, sagte Landrat Frank Matiaske am Freitagabend (14.12.) beim Odenwald-Dialog im Bürgerhaus von Höchst i. Odw. „Wir müssen diese Mittel stattdessen sehr individuell in die Schulen bringen. Jede Schule hat nämlich ihre ganz eigenen Kompetenzen in Bezug auf die kommenden Herausforderungen.“ Thema der Veranstaltung, zu der die Odenwald-Akademie eingeladen hatte, war die Digitalisierung in der Bildung.

Mit dem Digitalpakt will der Bund die Schulen mit fünf Milliarden Euro über fünf Jahre unterstützen. Der Bundestag hat dem entsprechenden Gesetz zugestimmt, im Bundesrat haben die Bundesländer es am Freitag allerdings gestoppt, weil sie ihre Hoheit in der Bildungspolitik gefährdet sehen. Nun muss sich der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat damit befassen.

Matiaske kritisierte zu Beginn der Veranstaltung eine „bildungspolitische Kleinstaaterei“ in Deutschland. Es gebe einen dringenden Handlungsbedarf, um die digitale Infrastruktur an Schulen zu verbessern. In der anschließenden Podiumsdiskussion warb auch der Kreisbeigeordnete Dr. Michael Reuter für den Digitalpakt. Schulen im Odenwaldkreis bekämen so fünf Millionen Euro. „Das ist mehr als nichts“, entgegnete er Harald Wilfer vom Netzwerk Digitale Bildung, der die Förderung zuvor als „lächerlich“ bezeichnet hatte.

„Jobs ändern sich massiv, darauf müssen wir uns einstellen.“

Prof. Dr. Ralph Bruder, Hauptamtlicher Vizepräsident für Studium, Lehre und wissenschaftlichen Nachwuchs der TU Darmstadt

Wilfer warb dafür, eine Schule möglichst vollständig digital auszustatten und die Lehrer entsprechend fortzubilden. „Wir müssen auch in der Lehrerausbildung etwas verändern, vor allem in der der Grundschullehrer“, forderte Christine Hartmann. Sie leitet die Reichenbergschule in Reichelsheim, eine Grundschule, die jüngst als „Digitale Schule“ ausgezeichnet wurde. Dort lernen die Kinder früh, mit Tablets umzugehen und sie als Werk- und nicht als Spielzeug zu nutzen. Zum Beispiel steuern die Kinder mit den Tablets kleine, aus Legosteinen gebaute Maschinen oder erstellen auf den Tablets Erklärvideos und nutzen sie in mehreren Fächern zur Recherche.

Prof. Dr. Ralph Bruder, Vizepräsident der TU Darmstadt, bezeichnete das Scheitern des Digitalpakts als „sehr trauriges Ergebnis“. Das Thema sei zugegebenermaßen sehr kompliziert, die Auseinandersetzung werde aber auf dem Rücken der Schüler ausgetragen, monierte er. „Und das, wo wir in Deutschland mit der Digitalisierung in der Bildung extrem spät dran sind.“ Es sei enorm wichtig, dass Schüler digitale Kompetenzen erwürben, auch mit Blick auf Veränderungen in der Arbeitswelt. „Jobs ändern sich massiv, darauf müssen wir uns einstellen.“ Wie sehr Digitalisierung in der Arbeitswelt Einzug gehalten hat, machte Claus Lau, Standortleiter im Werk Erbach der Bosch Rexroth AG, deutlich. Er sieht bei jungen Menschen Lücken in den dafür nötigen Kompetenzen.

Moderiert wurde die Diskussion wieder von Prof. Dr. Jan Wörner, dem Generaldirektor der European Space Agency und früheren Präsidenten der TU Darmstadt. Matiaske dankte ihm für seine Verbundenheit zur Odenwald-Akademie, die in diesem Jahr auf 30 Jahre Arbeit zurückblicken kann.