Aktuelles

Zurück zur Übersicht

Stadt, Land, Nobelpreis

Im Odenwaldkreis leben viele kreative Männer und Frauen, die das Leben in einer ländlichen Region schätzen und neue Akzente setzen. Wer einen Beweis dafür gesucht hat, war am Donnerstagabend im Erbacher Schlosshof genau richtig: Dort stellten sich acht eindrucksvolle Initiativen vor. Dazu eingeladen hatte die Odenwald-Akademie.

Zu der besonderen Veranstaltung, die im Rahmen des Erbacher Sommers stattfand, passte auch das besondere Format: Jede Initiative hatte Zeit für einen Kurzvortrag (20 Bilder à 20 Sekunden) – die Herausforderung bei dieser „PechaKucha“ genannten Methode ist, das Publikum prägnant von der eigenen Geschichte zu begeistern. Am Ende kürten die rund 100 Anwesenden den Förderverein Schwimmbad Kirchbrombach e.V. zum Sieger. Der Verein bekam 500 Euro von der Sparkasse Odenwaldkreis aus den Händen von Christof Popp, dem Leiter Privatkundengeschäft.

„Der Erstplatzierte, aber auch alle anderen Initiativen zeigen, was im Odenwaldkreis alles passiert, um das Leben in einem ländlich geprägten Gebiet voranzubringen. All das stiftet Identität, ein Wir-Gefühl, und macht unsere Region attraktiv“, sagte Raquel Jarillo von der Odenwald-Akademie, die sich auf Initiative von Landrat Frank Matiaske unter dem Motto „Land neu denken“ seit gut zwei Jahren mit dem Potential des Lebens im ländlichen Raum befasst.

Ein sehr interessantes Format in schönem Ambiente. Habe viel über Aktivitäten im Odenwald dazugelernt. Es war sehr inspirierend.

Ein Besucher der Veranstaltung

Mit der Veranstaltung im Schlosshof „#LandNeuDenken: Inspiriert! Powered by PechaKucha“ hat die Akademie nun ein weiteres Format entwickelt. „Es soll dazu ermutigen, in neuen Gruppen aktiv zu werden“, hob Jarillo hervor. „Vereine, Gründer, Hidden Champions können sich gerne bei uns melden, um im kommenden Jahr auf der Bühne dabei zu sein, oder dafür von anderen nominiert werden.“ Zu erreichen ist Raquel Jarillo unter der Mail-Adresse r.jarillo@odenwaldkreis.de oder der Telefonnummer 06062 70-385).

Bei der gestrigen Premiere, die von Dr. Alexander Dreppec moderiert wurde, stellten die Initiativen ihre Arbeit gekonnt und inspirierend vor. Die Besucherinnen und Besucher bekamen einen nachhaltigen Eindruck vom großen Ideenreichtum der Macherinnen und Macher, die zwar auf sehr unterschiedlichen Feldern unterwegs sind, aber geeint im Wunsch, den Odenwaldkreis als lebenswerte Region zu prägen.

Dabei sprachen die Mottos der Kurzvorträge für sich: „Mehr als nur Bio“ (MyLocalMeat), „Kultur pur“ (FRISCH e.V.), „Mehr als nur Wasser im Becken“ (Förderverein Schwimmbad Kirchbrombach e.V.), „Raus aus der bequemen Haltung“ (Erbacher Plattform – Verein für Innenstadtprojekte e.V.), „Den richtigen Ton treffen“ (ODWLDR Lumpe), „Wir suchen den nächsten Nobelpreisträger“ (LefoO – Lern- und Forschungszentrum Odenwaldkreis), „Gemeinsam geht’s leichter“ (Rimhorn aktiv auf dem Gemeinschaftsacker und mittels Tauschschrank) und „Wenn Unterschiedlichkeit verbindet“ (Lebensraum Kopfsteinpflaster). Weil MyLocalMeat und die ODWLDR Lumpe wirtschaftlich tätig sind, blieben sie bei der Abstimmung um die Förderung der Sparkasse Odenwaldkreis außen vor.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises durchgeführt sowie von der Reso GmbH und der Betriebsgesellschaft Schloss Erbach gGmbH  und der Stadt Erbach unterstützt. Zum ersten Mal kam bei der ein Abstimmung durch das Publikum ein Gerät zum Einsatz, das von der Interessengemeinschaft Odenwald aus dem Regionalbudget gefördert wurde. Jarillo bedankte sich für die Unterstützung. „Es gibt viele starke Unternehmen und Organisationen, denen die Zukunft Odenwaldkreis ebenso am Herzen liegt, und gern gesehene Partner für Veranstaltungen wie diese sind.“

Hintergrund:

Die Initiativen der ersten Veranstaltung #LandNeuDenken: Inspiriert! Powered by PechaKucha

„Mehr als nur Bio“
MyLocalMeat  // Hauke Grages (einer der Gründer)

MyLocalMeat betreibt eine online-Plattform für Metzger, die vollständig selber produzieren. So wird eine Verbindung von ländlicher Produktion zu Kunden in Metropolen geschaffen. Dabei steht das Tierwohl im Vordergrund: ausschließlich Tiere in Freilandhaltung, kurze Transporte, keine Schlachthöfe.

„Kultur pur“
FRISCH e.V. // Philipp-Damian Siefert (Kulturleitungskreis/Vorstand)
Kreativität ist Ausdruck von Gesundheit. Daher will der Verein den Kreativbereich in der Region voranbringen, vor allem durch bewertungsfreie und niederschwellige Angebote für Jung und Alt. Aus Freude am Tun. 2014 Start der FRISCH-Schule, der 1. soziokratisch organisierten Schule in Deutschland; 2020 Start der FRISCHlinge-Kita; 2021 Start von FRISCH-Kultur mit der Kulturhalle in Erbach

„Mehr als nur Wasser im Becken“
Förderverein Schwimmbad Kirchbrombach e.V.  // Ralf Drexelius (Gründungsmitglied des Fördervereins und Erster Beigeordneter der Gemeinde Brombachtal)
Seit 2012 engagieren sich die Menschen mit Herz in dieser Schwimmbadinitiative. Das Schwimmbad gibt es seit 60 Jahren und war zuvor ein Feuerwehrlöschteich.

„Raus aus der bequemen Haltung“
Erbacher Plattform – Verein für Innenstadtprojekte e.V. // Vorsitzender: Dr. Alfred Schwöbel
Der noch sehr junge Verein, der im Februar 2021 gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Plattform für Privatpersonen, Organisationen und Geschäftsleute zu bieten, um Projekte für die Erbacher Innenstadt nicht nur gemeinsam zu konzipieren, sondern sie möglichst auch zu realisieren und dabei wesentliche Beiträge für die Finanzierung zu leisten.

„Den richtigen Ton treffen“
ODWLDR Lumpe (Odenwälder Lumpe) // Marc Monien (Gründer)
Mit lustigen Produktnamen und kreativen Designs scheint das Modelabel ODWLDR den richtigen Ton getroffen zu haben. Neben den sozialen Netzwerken hat das junge Team um den Gründer Marc Monien auch schon Aufmerksamkeit in den Zeitungen und dem HR-Fernsehen erregt.

„Wir suchen den nächsten Nobelpreisträger“
LeFoO – Lern- und Forschungszentrum Odenwaldkreis // Marcus A. Orth (Oberstudienrat, Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis)
Die Motivation des Zentrums ist, den jungen Menschen im ländlichen Raum etwas zu bieten, das sie auch in Frankfurt oder Heidelberg so nicht geboten bekommen. Projektleiter Thorsten Wohlgemuth sagt gerne im Spaß, er möchte einen Odenwälder Nobelpreisträger hervorbringen.

„Gemeinsam geht’s leichter“
Rimhorn aktiv auf dem Gemeinschaftsacker und mittels Tauschschrank // Wilfried Brunck
Gemeinsam geht’s leichter, ist die Lösung eines jahrzehntelangen Ideals:
der Selbstversorgung aus dem eigenen Garten. Ein 1000 Quadratmeter großer Acker
wird von einem Dutzend Menschen genutzt, die sich über eine Kleinanzeige zusammen fanden. Der größte Teil der Fläche ist aktuell mit Kartoffeln bepflanzt, daneben gibt es Hügelbeete zur individuellen Gestaltung und Anpflanzung. Außerdem gibt es mittels Tauschschränken (mittlerweile sind es schon zwei) einen Tauschhandel, der weiter wächst.

„Wenn Unterschiedlichkeit verbindet“
Lebensraum Kopfsteinpflaster // Enes Yilmaz und Patrick Klawitter
Die tägliche Arbeit im Projekt „Lebensraum Kopfsteinpflaster – wenn Unterschiedlichkeit verbindet“ unter der Trägerschaft der Jugendwerkstätten Odenwald e.V. liegt in der klassischen Gemeinwesenarbeit. Ziel ist, eine nachhaltige Verbesserung für alle Bewohnerinnen und Bewohner des Gemeinwesens erreichen zu können. Hierbei sollen die Interessen und Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner mit einbezogen und ehrenamtliches Engagement generiert werden. Vor allem bei jungen Menschen soll eine stärkere Identifikation mit dem Gemeinwesen erzielt werden, um einer Landflucht entgegenwirken zu können.